Midlife-Krise - Das hat mir zu denken gegeben
© Gisela Baltes (1997)
Situation: Gespräch zwischen zwei Freundinnen
Birgit: Was ist los? Du siehst so niedergeschlagen aus.
Lotte: Ach, ich weiß selbst nicht. Irgendwie stecke ich seit einiger Zeit in einer schlechten Haut.
Birgit: Vermutlich die Wechseljahre. Hast du Hitzewellen und Schweißausbrüche? Wachst du nachts auf und kannst nicht mehr einschlafen?
Lotte: Manchmal. Aber das allein kann’s nicht sein!
Birgit: Hattest du Ärger?
Lotte: Mit wem denn? Seit die Tina nun auch ausgezogen ist, fehlt mir was.
Birgit: Ach, daher weht der Wind. Du vermißt deine Brut.
Lotte: Ja, irgendwie schon.
Birgit: Vor gar nicht so langer Zeit klang das aber noch ganz anders. Da hast du doch dauernd mit deinen Kindern im Clinch gelegen, weil deine und ihre Ansichten über Ruhe und Ordnung mit den Jahren erheblich auseinandergedriftet waren.
Lotte: Spotte du nur, du kommst auch noch in meine Lage.
Birgit: Und wie sieht sie aus, diese deine Lage?
Lotte: Ziemlich düster. Als die Großen aus dem Haus gingen, hab ich das nicht so empfunden. Aber die Tina, die war doch gestern noch ein Kind. Und nun ist sie auch schon erwachsen und mit ihrem Freund zusammengezogen. Auf einmal fühl ich mich alt.
Birgit: Nun übertreib mal nicht. Du bist doch noch fit und modern. Du wiegst kein Gramm zuviel, treibst Sport, hast einen guten Job. Von Altsein kann doch wirklich noch keine Rede sein.
Lotte: Vor kurzem ist mir was passiert. Das hat mir sehr zu denken gegeben.
Birgit: Jetzt bin ich aber mal gespannt.
Lotte: Ich war in der Drogerie. Da hole ich immer meine Kosmetikartikel. Und jedesmal steckt mir die Verkäuferin irgendeine nette Kleinigkeit in die Tüte: ein Probefläschchen Parfüm, ein Mini-Stückchen Seife und was man da eben so kriegt Weißt du, was sie mir diesmal mitgegeben hat?
Birgit: Nun spann mich doch nicht so auf die Folter!
Lotte: Eine Creme gegen Falten!!!
Denkanstöße
Plötzlich ist sie da – die "Midlife-Krise". Oft genügen Kleinigkeiten, um uns zu einzureden, dass die „besten Jahre“ vorbei sind. Alle Weichen sind längst gestellt, es lässt sich kaum noch etwas ändern. Soll das schon alles gewesen sein?
Die Antworten darauf fallen verschieden aus. Die einen reagieren panisch und versuchen aus ihrem Leben noch alles herauszupressen, was möglich ist. Andere resignieren und verlieren langsam ihre Lebensfreude. Die Folge können tiefe Niedergeschlagenheit oder gar Depressionen sein. Kreative Menschen versuchen, auch diesen Teil ihres Leben aktiv zu gestalten, vielleicht Versäumtes nachzuholen, ihrem Leben noch einmal eine neue Richtung zu geben. Geplante und vielfältige Aktivität ist auch im Alter der entscheidende Faktor für ein erfülltes Leben.
- Was fällt mir zum folgendem Ausspruch Henry Newmans ein:
„Leben heißt, sich verändern. Vollkommen sein heißt, sich oft verändert haben.“ - Wo gab es in meinem Leben Einschnitte, an denen ich mich verändert habe?
- Welche Anzeichen des Älterwerdens entdecke ich bei mir?
- Wie gehe ich im dem Älterwerden um?
- Wie reagiere ich darauf - mit Panik, Resignation, Kreativität?
- Was möchte ich in meinem Leben oder an mir noch verändern?
„Alles hat seine Zeit ...“ (Kohelet 3,1-8)
„Legt den alten Menschen ab, der euer Leben und eure Einstellung früher bestimmt hat und der zugrunde geht an seiner Sucht nach Leben, die ihm noch kein Leben verschafft. Ihr soll vielmehr neu werden in eurem Geist, in euren Gedanken und in eurer Einstellung. Ihr sollt ... den neuen Menschen anlegen, der nach Gottes Plan und Willen neu geschaffen ist in Gerechtigkeit und in der Heiligkeit, die die Wahrheit fordert.“ (Eph 4,22-24, nach J.Zink)