Die Skulptur

Die Skulptur

Kleine Anmerkung:
Zwar erzähle ich gern in der Ich-Form. Meine Geschichten sind deshalb aber nicht biografisch zu verstehen.

Die Skulptur
© Gisela Baltes

Seit meine Freundin Britta töpfert, füllen sich unsere Regale mit ihren Werken. Sie verschenkt sie zu Ostern, Pfingsten, Weihnachten, zum Geburtstag, Hochzeitstag. Ach, irgendein Ereignis fällt ihr immer ein.
 

Erst zum letzten Namenstag verehrte sie mir so ein Ding. Ich nahm es freundlich in Empfang und verkniff mir einen Seufzer. Es war ziemlich monströs und leider viel zu groß, um es zu ihren anderen Werken aufs Regal zu stellen. Stolz erklärte mir Britta: "Das hab ich für euren Eingangsbreich gemacht. Ich finde, dafür ist es wie geschaffen." Ich mag Britta und deshalb stellte ich das Ding dorthin.

"Was soll dieser riesige Bär in unserem Flur?" fragte mein Mann beim Heimkommen von einer Dienstreise.  "Ach, der ist von Britta", klärte ich ihn auf.

Kurz darauf besuchte Barbara mich. "Seit wann schwärmst du denn für Seehunde?" wollte sie wissen. Ich sah sie verdutzt an. "Ich meine, das Ding in eurem Flur", erklärte sie. "Ach so", sagte ich, "das ist von Britta." Da nickte sie verständnisvoll.
 

Meine Nachbarin hielt "das Ding" für einen stehenden Löwen.
Unser Briefträger für einen einarmigen Läufer.

 

Gestern besuchte uns Ludwig. Er hat eine Galerie. Er war ganz begeistert. "Wieviel willst du für die zauberhafte Meerjungfrau in eurem Flur?" fragte er. "Leider unverkäuflich!" seufzte ich.
 

Gestern rief Bitta mich an:
„Na, wie gefällt denn den Leuten die Skulptur, die ich von dir gemacht habe?“