Der Natur zugewandt
Frühling. Sommer. Herbst. Winter.
Ein zuverlässiger Wechsel,
manchmal mit Kapriolen
stets voller Wunder.
Da geht mir das Herz auf.
Mit allen Sinnen der Natur zugewandt
lasse ich mir von ihr erzählen:
vom Keimen und Blühen,
vom Wachsen und Reifen,
vom Werden und Vergehen.
Ich staune und freue mich.
Doch manchmal spricht die Natur
in einer Sprache zu mir, die mich erschreckt:
in Dürren und Hungersnöten,
in Überschwemmungen und Seuchen,
in Stürmen und Feuersbrünsten,
in Erdbeben und Flutkatastrophen.
Das macht mir Angst.
Die Natur erzählt auch
von menschlichem Forschergeist,
der ihre Geheimnisse entschlüsselt,
zum Segen der Menschen,
doch auch zum Fluch,
wenn seine Erfindungen außer Kontrolle geraten.
In mir kämpfen Stolz und Sorge.
Und schließlich spricht die Natur zu mir
von gequälten Lebewesen,
von Ausbeutung und Unterdrückung,
von Verletzung und Missbrauch,
von Hass und Streit, von Waffen und Krieg,
von maßloser Zerstörung.
Ich fühle mich mitverantwortlich.
© Gisela Baltes