Mit allen Sinnen

Mit allen Sinnen

Mit allen Sinnen

 

Der Weg ist eben,

ich atme ruhig und gleichmäßig

im Tempo meiner Schritte.

 

Meine Gedanken kommen und gehen.

Ich lasse sie zu, löse mich bald von ihnen

und wende mich immer wieder

meinem Weg zu.

 

Ich spüre einen leisen Windhauch.

Unter meinem Fuß knackt ein Zweig.

Was raschelt da im Gebüsch?

Eine Maus? Ein Eichhörnchen? Ein Vogel?

 

Am Rand des Weges - blasslila -

ein Storchenschnabel neben dem anderen.

Ich beuge mich hinunter,

bewege sacht die Blätter.

Da ist er wieder, der vertraute Duft.

 

Storchenschnabelduft,

ein Stück Kindheit, das ich tief einatme.

Wie gut das tut! Ich lächle.

 

Ich richte mich wieder auf,

strecke den Rücken.

Ich spüre den Boden unter meinen Füßen,

jeden Stein, jeden Zweig.

Ich recke meine Arme, atme tief durch

und freue mich, daß ich hier bin.

 

Ich gehe weiter, spüre meinem Atem nach,

einatmend, ausatmend, Schritt für Schritt.

Ich fühle mich ruhig und zufrieden.

 

© Gisela Baltes