Selbstverständlich?
Hin und wieder kommt es vor,
dass ich etwas verpasse:
Busse, Bahnen,
Termine, Verabredungen.
Meist ärgere ich mich dann heftig.
Besonders schlimm ist es,
wenn ich Chancen verpasse.
Darüber kann ich mich jahrelang grämen
und nicht aufhören zu spekulieren:
„Hätte ich damals, dann wäre ich heute!“
Ganz selbstverständlich ist mir dagegen
all das „Unverpasste“,
das sich planmäßig einstellt,
sich nach meinen Wünschen entwickelt.
Ganz selbstverständlich sind mir
die täglichen kleinen Erfolge:
gelingende Freundschaften,
Verständigungen, Versöhnungen.
Ganz selbstverständlich ist mir am Abend,
dass ich all die Gefahren
eines normalen Tages
heil und gesund überstanden habe.
© Gisela Baltes