Ein ganz normales Leben

Ein ganz normales Leben

Ein ganz normales Leben

 

Sie hatte mitgeholfen,

den Betrieb ihres Mannes aufzubauen,

und vier Kinder großgezogen.

Als ihr Mann einen Unfall hatte,

musste sie den Betrieb lange allein führen.

 

Dann starb ihre Mutter

und ihr Vater zog bei ihnen ein.

Anfangs ging das ganz gut,

bis die Altersdemenz bei ihm einsetzte.

Manchmal lief er fort und fand nicht zurück.

Dann ging sie ihn suchen.

Schließlich mussten sie ihn in ein Heim geben.

Dort besuchte sie ihn dreimal die Woche.

 

Sie war achtundfünfzig, als man bei ihr

eine lebensbedrohliche Krankheit feststellte.

„Aber ich habe doch noch gar nicht richtig gelebt!“

erkannte sie beklommen.

 

© Gisela Baltes