Gut sein
Gut sein,
nicht um anderen zu imponieren,
nicht um gelobt zu werden,
nicht um mich gut zu fühlen,
nicht um mir selbst auf die
Schulter klopfen zu können.
Gut sein,
erkennen, was nötig und richtig ist,
tun, was hier und jetzt getan werden muss.
Gut sein,
nicht die ganze Welt von ihrem Leid erlösen,
sondern dem helfen,
der mich jetzt gerade braucht.
Gut sein,
nicht auf politische Programme
und Maßnahmen warten,
selbst das Tempo drosseln
oder das Rad aus dem Keller holen,
den Weichspüler im Regal stehen lassen
und auf aprilfrische Wäsche verzichten.
Gut sein,
nicht nur über Massentierhaltung
und Tierversuche jammern,
nicht nur nach neuen Gesetzen rufen,
sondern weniger Fleisch essen,
bestimmte Produkte der chemischen Hexenküche,
Ergebnisse qualvoller Versuchsreihen,
gezielt boykottieren.
Gut sein,
gerecht sein,
das Rechte tun,
jeden zu seinem Recht kommen lassen:
meinen Mitmenschen,
meinen Hund,
den Vogel auf dem Baum.
Und warum soll ich nicht auch
die Spinne freundlich hinausgeleiten,
die in meiner Wohnung
ihre Fäden gespannt hat,
damit sie draußen
ohne Ärgernis weiterbauen kann.
© Gisela Baltes