Ich glaube
Ich glaube an den Gott meiner Mutter,
einen guten Gott,
von dem sie mir oft und gern erzählt hat,
zu dem sie mit mir gebetet hat,
dessen liebevoller Fürsorge
sie mich immer wieder versichert hat.
Ich klage vor dem Gott meines Vaters,
einem fernen Gott,
von dem er sich so oft verlassen fühlte,
den er ein Leben lang voller Zweifel gesucht hat.
Ich ringe mit dem Gott der Theologen,
einem schwer begreiflichen Gott,
dem Gott der Dogmen und Lehrsätze,
definiert auf Konzilien, erklärt in Katechismen.
Ich öffne mich dem Gott der Liturgie,
dem großen Gott,
in Lobpreis und Dank,
im Hören, Antworten, Schweigen,
im Singen und Beten miteinander,
im gemeinsamen Mahl.
Ich vertraue dem Gott meines Lebens,
einem nahen Gott,
der mich kennt und liebt,
der mich sein lässt, wie ich bin,
der in guten und in schlechten Zeiten
bei mir war, ist, sein wird.
© Gisela Baltes