Viele Wohnungen
„Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen.“
(Joh 14,2a)
Da stelle ich mir ein großes Haus vor,
in dem Christen, Juden, Muslime, Hindus
friedlich zusammen wohnen,
in dem für alle Religionen der Welt Platz ist.
Dennoch ist es mir nicht gleichgültig,
in welcher dieser Wohnungen ich lebe.
Ich glaube daran, dass es kein Zufall ist,
dass ich in der Gemeinschaft der Christen
meinen Weg zu Gott suche.
Die Kirche, in der ich groß wurde,
ist mir zur Heimat geworden
mit unseren vertrauten Ritualen,
unseren Gottesdiensten, unseren Sakramenten.
Auch wenn ich ein paar Möbel in dieser Wohnung
gern auffrischen oder ersetzen würde,
denke ich nicht daran, aus- oder umzuziehen.
Allerdings wurden vor langer Zeit
Zwischenwände in dieser Wohnung eingezogen.
Es entstanden zwei Nachbarwohnungen.
Seitdem leben dort
Katholiken und Protestanten getrennt.
Längst sind die Nachbarn
gute Freunde geworden,
die sich gern besuchen.
Ich wünsche mir von meiner Kirche,
alles dafür zu tun, dass die Trennwände
niedergerissen werden,
damit wir endlich wieder zusammen leben.
In neuer Weite.
© Gisela Baltes